Die Matheleiter |
Wenn ich dir sage, du sollst ohne Hilfsmittel eine 3 Meter hohe, glatte Wand überwinden, dann schaffst du das nicht.
Ähnlich ist es, wenn ich dir sage, dass du morgen alles können sollst, was in deiner Mathe-Prüfung von dir verlangt wird. - Du brauchst also ein Hilfsmittel, z.B. eine Leiter, um das Hindernis nicht auf einmal sondern Schritt für Schritt zu überwinden.
Ein solches Hilfmittel soll die Matheleiter für dich sein.
Die Matheleiter besteht aus vielen Zeilen. In jeder Zeile der Tabelle wird eine mathematische Kompetenz genannt, z.B. "Brüche addieren". Rechts in der Tabelle ist ein Verweis auf kostenlose Materialien, mit denen du genau diese Schwierigkeit üben kannst.
Die Mathe-Leiter soll dir auch gleichzeitig als Übtagebuch dienen: Wenn du eine Schwierigkeit geübt hast, dann streichst du in der passenden Farbe einen kleinen Streifen in der Zeile an.
In dem Beispiel oben hat jemand bei den ersten Übversuchen die Bruchrechnung noch nicht gekonnt (rot), hat aber weiter geübt. An weiteren Tagen hat der Schüler wieder geübt und es ist immer besser geworden (orange, gelb). Irgendwann hat der Schüler festgestellt, dass es jetzt so gut geübt wurde, dass er den Rest der Zeile grün anmalen kann.
Die ganze Malerei mit den Farben hat aber nur dann einen Sinn, wenn du absolut ehrlich zu dir bist. Hat es wirklich so gut geklappt, dass du es grün anmalen kannst? Oder aber hast du lang überlegen müssen. Dann ist es eher gelb, auch wenn alles richtig war.
Wer nicht so gern lesen mag, kann sich das Wesentliche auch hier erklären lassen.
Wir können uns nicht an Einzelheiten einer Internetseite erinnern, auf der wir gestern waren, wenn wir noch 20 andere Seiten angeschaut haben. Würden wir uns all das merken, würden wir wahnsinnig werden. Deshalb sortiert das Gehirn ständig die vielen Reize, denen wir ausgesetzt werden in wichtig und unwichtig. Unwichtiges fliegt auf den Müll, Wichtiges wird abgespeichert.
Vereinfacht gesagt ist für unser Hirn das wichtig, was immer wiederkehrt. Wie wichtig etwas ist, wird daran gemessen, wie oft es im Leben vorkommt.
Lernen wir ein bestimmtes Mathe-Thema nur an einem Tag, ist es für das Gehirn nicht wichtig und es wird gelöscht, selbst wenn wir es mehrere Stunden geübt haben.
Zwanzig Minuten bringen schon sehr viel, wenn man es täglich tut!
Wir alle sind nur Menschen und kennen den inneren Schweinehund sehr gut. Dieser diskutiert mit uns, ob das unbedingt heute und jetzt sein muss, dass wir Mathe lernen. Morgen ist doch auch noch ein Tag.
Diese Diskussionen mit dir selbst sind lästig. Deshalb ist es wichtig, das Mathe-Üben als eine Gewohnheit zu etablieren. Du diskutierst schließlich auch nicht mit der selbst, ob es denn wirklich sein muss, dass du vor dem Zubett-Gehen die Zähne putzt. Du machst es einfach, weil du es schon seit Jahren machst. Es ist zu einer guten Gewohnheit geworden.
Ich wünsche dir, dass du das auch für Mathe schaffst! Dafür ist es wichtig, dass du dir einen definierten Zeitpunkt aussuchst, zu dem du immer Mathe übst, z.B. immer direkt, wenn du nach Hause kommst oder immer direkt nach dem Abendessen.
Hältst du dies 21 Tage lang durch, jeden Tag zu diesem Zeitpunkt zu üben, wird es einfacher, denn so lang braucht der Mensch, um eine neue Gewohnheit zu etablieren.
Der Mensch ist so „gestrickt“, dass er immer ein Ergebnis seiner Arbeit sehen will. Das motiviert uns. Sehen wir kein Ergebnis, haben wir auch keine Motivation. Das Ergebnis wird leider nicht von Anfang an sein, dass jetzt in Mathe alles super läuft. Ein Erfolg, der sich in Noten zeigt, wird eine ganze Weile auf sich warten lassen.
Diese Durststrecke musst du durchstehen und trotzdem weiter üben!
Glücklicherweise ist es aber so – und das mag albern klingen, stimmt aber – dass eine Liste, in der man guten GewissensZeilen farbig anmalt, für unser Gehirn eine Motivation darstellt. Wenn du aus gutem Grund in der Matheleiter etwas grün anmalen kannst, weil du einen Aufgabentyp jetzt sicher beherrschst, wird dich das motivieren!
Ich habe es selbst im Studium erlebt, als ich ein Fach üben musste, was ich überhaupt nicht mochte. Und als mein Üben nach ca. drei Monaten Erfolg zeigte, hat mir dieses Fach sogar Spaß gemacht!
Sagt deine innere Stimme manchmal solche Dinge wie diese hier? „Mathe habe ich noch nie gekonnt. Was soll das hier alles bringen?“ „In der nächsten Arbeit werde ich sowieso versagen, denn ich habe schon immer in Mathe versagt.“ „Ich bin einfach zu dumm!“ „Meine Eltern können auch kein Mathe.“
Das ist nicht hilfreich!
Es raubt dir jegliche Motivation und du wirst nicht vorankommen. Wenn sich solch eine Stimme wieder meldet, sage ihr, dass du jetzt keine Zeit für sie hast und sage dir hilfreichere Sätze, wie z.B.: „Was ich mehrmals übe, werde ich auch können!“ „Was zu Hause funktioniert, klappt auch in der Arbeit.“
Wichtig ist dabei, dass die Sätze realistisch sind, also nicht: „Ab morgen bin ich ein Genie!“ Das Üben wird fruchten, wenn du es schaffst, daran zu glauben, dass es erfolgreich sein wird.